»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«
Geschichtsunterricht soll SchülerInnen nicht nur einen Zugang zur Vergangenheit bieten, sondern bedeutet Gegenwartsverständnis und Zukunftsperspektive. Ziel des Unterrichts in der Einführungs- und Qualifikationsphase ist es daher, unseren SchülerInnen ein historisches Urteilsvermögen zu vermitteln, Fragen aus der Gegenwart an die Geschichte zu richten und Antworten für Zukunftsentscheidungen zu finden.
Im Unterricht steht die Analyse und Beurteilung von Originalquellen – Texten, Bildern, Karikaturen, Ton- und Filmdokumenten – im Mittelpunkt, eine anspruchsvolle Anforderung, die noch nicht alle SchülerInnen aus der Mittelstufe mitbringen. Wir versuchen deshalb durch Kompensation und Methodentraining in der Stufe E diese Fertigkeiten zu fördern, um die Schülerinnen und Schüler gut auf die Qualifikationsphase (Q 1 - Q 4) vorzubereiten.
Inhalte und Zielsetzungen des Geschichtsunterrichts werden durch die verfassungsrechtlichen und die gesetzlichen Bestimmungen sowie den Kursstrukturplan (KSP) Geschichte festgelegt. Bei der didaktischen Umsetzung legen wir Wert auf eine Vielzahl von Sozialformen, einen Wechsel von Still- und Gruppenarbeit, Schüler-Präsentationen und gemeinsamer Diskussion im Plenum. Dabei sollen kommunikative Kompetenz und Selbständigkeit und der sichere aber reflektierte Umgang mit modernen Medien gefördert werden.
Im Gegensatz zur Mittelstufe sind eine (E) bzw. zwei Klausuren (Q) pro Halbjahr im Oberstufenunterricht verbindlich. Auch hier arbeiten die SchülerInnen stets mit Quellenmaterial, welches in schriftlicher Form auszuwerten ist.
Zu einem modernen Geschichtsunterricht gehört auch die Arbeit mit dem Internet. Es stehen für die SchülerInnen Arbeitsplätze mit Internetzugang bereit, die für die selbständige Recherche verwendet werden können; wir verfügen weiterhin über interaktive Whiteboards, die das internetgestützte historische Lernen zu einem selbstverständlichen Teil des Geschichtsunterrichts machen. SchülerInnen erkennen hier schnell, dass für Geschichtsinteressierte gilt: Nicht die durch den Cyberspace brausende Informationsflut stellt eine sinnvolle nutzbare Ressource dar, sondern die Fähigkeit, aus der unüberschaubaren Datenfülle Passendes auszuwählen.
Geschichtsunterricht sollte sich aber nicht auf das Klassenzimmer, den Computerraum und das Geschichtsbuch beschränken. Es bietet sich eine Vielzahl von Orten außerhalb der Schule, die Geschichte zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden lassen, so dass uns die Auswahl der Exkursionsziele stets schwer fällt. Derzeit fahren die Geschichtskurse in Q2 nach Verdun in Frankreich, zu dem Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs, das als „Knochenmühle“ oder „Blutpumpe“ in die Geschichte einging. Dieser Ort, an dem der Waldboden noch heute von Granattrichtern zerfurcht ist, lässt den Krieg als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts spürbar werden. In Q3 haben die SchülerInnen die Chance, am „Point Alpha“ an der hessisch-thüringischen Grenze die prekäre sicherheitspolitische Lage im Ost-West-Konflikt nachzuempfinden, wo NATO und NVA sich in die Augen schauen konnten, und wo sich Schicksale der Flucht und der Zwangsumsiedlung abspielten. Aber auch ein Besuch im Haus der Geschichte in Bonn mit seiner interessant gestalteten Hauptausstellung und den regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen ist in Q3 vorgesehen.
Zeitzeugen, auf der anderen Seite, ermöglichen es, erfahrbare Geschichte ins Schulhaus einzuladen. Schon seit mehreren Jahren empfangen wir polnische Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs, die als politische Gegner oder aufgrund ihrer ethnisch-religiösen Zugehörigkeit Opfer des NS-Regimes wurden. Die SchülerInnen zeigen sich hier stets sehr interessiert und empathisch. Das „Theater Nedelmann“, Zeitzeugen der Deutschen Demokratischen Republik, besuchen die CVO ebenfalls schon wiederholt und bringen den SchülerInnen durch ihre semi-biographischen Aufführungen den Alltag im sozialistischen Ostdeutschland auf spritzige Art näher.