»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«
Carl von Ossietzky (1889 - 1938) - ein Schicksal, welches trotz recht kurzer Lebensspanne Kaiserreich, Weimarer Republik und III.Reich beinhaltet. Ein streitbarer und politischer Mensch, ein intellektueller Kopf (welcher übrigens die Schule ohne Abschluss verlassen muss...), auch ein schwieriger Zeitgenosse. Jemand, der scharf analysiert und gerne aufbegehrt - niemand, der den bequemen Weg geht. Dafür jemand, der in seinem Leben einige Rückschläge verkraften muss.
Die Weimarer Republik sieht er als große Chance, er arbeitet in politisch linken Bezügen, engagiert sich für den Pazifismus, schreibt für diverse Zeitungen. Die "Weltbühne" wird ab 1927 "seine" große Bühne, er wird ein wichtiger Publizist der Republik. Als solcher erregt er besonderes Aufsehen durch einen Artikel über geheime Rüstungsmaßnahmen der Reichswehr - Ossietzky muss vor Gericht und 1932 sogar für einige Monate in ein Gefängnis. Die NS-Zeit bedeutet für ihn, der in Deutschland bleiben will, zunächst Repressalien - und ab April 1933 das Leben im KZ, mit Folter und weiteren untragbaren Lebensumständen.
Der Friedensnobelpreis von 1936 (rückwirkend für 1935) rettet sein Leben nicht mehr - der schwer erkrankte Ossietzky darf zur Preisverleihung nicht ausreisen und erhält nicht mehr die Freiheit. 1938 stirbt der Nobelpreisträger in einem Berliner Krankenhaus, die Misshandlungen und die Tuberkulose haben seine Gesundheit zerstört. Ossietzky ist nicht das namensgebende Vorbild üblicher Art, er ist kein "strahlender" oder "lupenreiner" Held, kein "bahnbrechender Pionier", auch kein "großer Staatsmann". Aber er regt zur Auseinandersetzung an - besonders zur Auseinandersetzung mit dem Wesen und Sinn gesellschaftlichen Engagements. Unsere Schule stellt sich dieser Auseinandersetzung gern.
Niko Lamprecht
(Schulleiter)
Weitere Infos zu Ossietzky: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/OssietzkyCarl
Ossietzky im Konzentrationslager Esterwegen
Quelle: Bundesarchiv - 183-R70579