»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«
Eine gute und erfolgreiche Tradition der CvO ist es, alle an Religion interessierten Schüler herzlich einzuladen, am Religionsunterricht teilzunehmen. Entsprechend bunt gemischt sind seit jeher unsere Lerngruppen. Junge Menschen aller großen und kleinen Religionen dieser Welt fühlen sich angesprochen. Neugierige und Distanzierte gehören genauso selbstverständlich dazu wie Aktive aus Kirchengemeinden und christlichen Gruppen, aber ebenso Kirchenferne, Skeptiker und Atheisten oder politisch Engagierte, die sich im Religionsunterricht verstärkt mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen wollen, oder Suchende, die existentielle Fragen haben und sich Klärungen für ihr persönliches Leben erhoffen. So vielfältig soll der Charakter des RU auch bleiben! Ob wir, die Religionslehrerinnen und Religionslehrer, immer allen gerecht werden können, wissen wir nicht. Doch wir freuen uns über die Vielfalt an Einstellungen und Erfahrungen, und wir bemühen uns, nicht nur offene Augen für Lehrplan und Prüfungsergebnisse zu haben, sondern auch offene Ohren für die Fragen, welche darüber hinausgehen. So ist z. B die Schulpartnerschaft mit der Galili High School in Israel ursprünglich aus einer Initiative der Leistungskurse Religion in den Jahren 1988 bis 1989 entstanden.
Die fachbezogenen Inhalte des Unterrichts ergeben sich aus den Lehrplänen für die Fächer evangelische bzw. katholische Religion, an denen wir uns orientieren. So wird in der Jahrgangsstufe E 1 / E 2 zunächst geklärt, was Religion überhaupt ist und wie von ihr und ihren heiligen Schriften angemessen zu sprechen ist. Dies ist nicht auf das Christentum begrenzt, es dient jedoch als Orientierung und Basis für Vergleiche. In der Jahrgangsstufe Q 1 / Q 2 wird Jesus sowohl in historischer Perspektive als auch als Christus des Glaubens thematisiert. Daran anschließend wird die Frage nach Gott und der Religionskritik gestellt. Im letzten Schuljahr beschäftigt sich der Unterricht dann mit der Frage nach der christlichen Ethik und dem guten Handeln, sowie der Institution Kirche. Wie in der Jahrgangsstufe E 1 / E 2, gehört der Blick auf die Weltreligionen in allen Halbjahren dazu.
Religionsunterricht ist an der Carl-von-Ossietzky-Schule zunächst einmal ein Fach wie andere gesellschaftswissenschaftliche Fächer auch. Die Grundkurse werden dreistündig unterrichtet, so dass Religion gleichwertig neben den anderen Fächern des zweiten Aufgabenfeldes steht (Geschichte, PoWi, Ethik). Auf diese Weise können wir unsere Schülerinnen und Schüler sowohl auf das schriftliche, als auch auf das mündliche Abitur bestmöglich vorbereiten. Religion erweist sich jedes Jahr wieder als beliebtes Prüfungsfach. Als einzige Wiesbadener Schule bieten wir Religion auch als Leistungsfach an (inzwischen oft als heterogene Kurse eingerichtet, d. h. drei der fünf Stunden werden mit einem Grundkurs gemeinsam unterrichtet). Im Leistungskurs Religion stehen die gleichen Themen auf dem Lehrplan wie im Grundkurs. Die Auseinandersetzung mit ihnen ist jedoch noch intensiver. In allen unseren Kursen wird mit wissenschaftlichem Anspruch gearbeitet. Die Arbeit an und mit Texten ist grundlegend, aber auch der Umgang mit anderen Medien wird geübt und gefördert. Da der Religionsunterricht jedoch nicht vernachlässigen will und kann, dass Religion nicht-kognitive Lebensbereiche betrifft, ist Religion manchmal auch „besonders“: Dementsprechend haben auch persönliche Lebenseinstellungen, Fragen und Überzeugungen Raum in unserem Unterricht. Hier geht es uns darum, Dialogfähigkeit zu üben, andere Überzeugungen kennenzulernen, und zu lernen, Fremdes auszuhalten, und vielleicht sogar damit Freundschaft zu schließen.
Impressionen Infonachmittag 2025 (ev. Religion)
"Before I die, I want to ... / Bevor ich sterbe, möchte ich ..."
Info-Tag an der Carl-von-Ossietzky-Schule in Klarenthal mit vielen positiven Begegnungen und Gesprächen
Jedes Jahr Ende Januar findet in der Carl-von-Ossietzky-Schule, einem Oberstufengymnasium der Stadt Wiesbaden, ein Info-Nachmittag statt, in dessen Rahmen sich zukünftige Schülerinnen und Schüler der E-Phase (11. Klasse) über die Schule sowie über einzelne Fächer und Projekte informieren können.
In diesem Jahr haben die Fachschaften Religion (ev./kath.) und Ethik zu einer besonderen Aktion eingeladen, um mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen. "Before I die, I want to ... / Bevor ich sterbe, möchte ich ..." Der Satzanfang lud dazu ein, diesen Satz fortzuführen und sich zu befragen, welche eigenen Wünsche im Leben noch unerfüllt oder welche Vorhaben noch unerledigt sind und sich so mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Was möchten wir noch erleben, bevor wir sterben? Was unbedingt noch machen, bauen, spüren, was geben oder empfangen und / oder was wiedergutmachen? Was fehlt "zu guter Letzt"?
Die Idee dazu hatte Stephan Da Re, der als Schulpfarrer und Schulseelsorger an der Schule tätig ist. Er griff damit ein Projekt der Künstlerin Candy Chang auf, die aus einem persönlichen Trauer-Anlass heraus Tafeln an öffentlichen Orten an ihrem Wohnort New Orleans errichtete. Seitdem haben Menschen aus mehr als 70 Ländern etwa 5000 Tafeln in ca. 35 Sprachen beschriftet.
"In unseren Fächern schauen wir immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven auf diesen Satzanfang und denken gemeinsam darüber nach, wie wir diesen Satz weiterführen würden", so Da Re. In der Aktion spiegelten sich auch die Inhalte der einzelnen Kurshalbjahre, so Da Re weiter.
Die Gedanken derjenigen, die sich im Laufe des Nachmittags über das schulische Angebot der CvO informieren wollten, waren denn auch sehr unterschiedlich und vielfältig. Viele wünschten sich, eine eigene Familie zu haben oder die Welt zu bereisen. Ein Besucher schrieb, dass er sehen wolle, wie seine Kinder ein glückliches Leben haben, eine andere, dass sie ihre Kinder nicht überleben wolle. Die Menschheitshoffnung, Krankheiten zu besiegen, kam in dem Wunsch zum Ausdruck, "Tabletten gegen Krebs zu erfinden". Eine Mutter schrieb rückblickend auf ihr Leben, dass sie dankbar sei, die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben und ein glückliches Leben zu führen. Ein weiterer häufig genannter Wunsch war der nach Frieden und Versöhnung, im persönlichen Nahbereich genauso wie in der großen weiten Welt. Mutiger zu werden, anderen Menschen zu helfen oder einmal in einem Rennwagen zu fahren, waren weitere Wünsche für ein gelingendes und gelungenes Leben. Insgesamt hätten sich die Besucherinnen und Besucher intensiv mit der Fragestellung auseinander gesetzt und z.T. lange vor den Tafel verweilt, um über die vielen unterschiedlichen Satzergänzungen nachzudenken und miteinander ins Gespräch zu kommen, so Da Re.
Zum zweiten Mal hatten die beiden Fachschaften Religion und Ethik ein gemeinsames Beratungsangebot ins Leben gerufen und über die Inhalte ihres Faches informiert. Mit der Schulseelsorge kam ein weiterer Akteur hinzu, der sich den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern an diesem Nachmittag präsentierte und der aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken ist.
Die Carl-von-Ossietzky-Schule im Ortsteil Klarenthal ist das einzige Oberstufengymnasium der Landeshauptstadt Wiesbaden. Sie bietet ein breites Fächerangebot, das als Besonderheit einen dreistündigen Grundkurs in den Fächern Religion und Ethik in der Q-Phase (12./13. Klasse) sowie Leistungskurse im Fach Religion miteinschließt. Anmeldungen für das Schuljahr 2025/26 sind ab sofort möglich.