»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«
Die Entwicklung rechtsextremen Denkens geht auf altkonservative Denkweisen Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Mit der Entstehung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 vollzog sich nur ein scheinbarer Bruch rechtsextremen Denkens. Deutschland bekam eine demokratische Verfassung und wurde zu einem sozialen und demokratischen Rechtsstaat mit sozial marktwirtschaftlicher Wirtschaftsführung. Rechtsextreme Denkweisen verschwanden jedoch nicht von heute auf Morgen, rechtsextreme Ideen blieben zurück.
Das 1950 gegründete ‘Deutsche Kulturwerk Europäischen Geistes’ (DKEG) umfaßte unter seinem Vorsitzenden, dem ehemaligen Reichsfachschaftsleiter für Lyrik in der Reichsschrifttumskammer, Herbert Böhme, NS-nahe Literaten wie Kolbenheyer, Verper und Blunde. Das DKEG und andere Zusammenschlüsse wie die ‘Hilfsgemeinschaft und Gegenseitigkeit der ehemaligen Waffen - SS’ von 1949 (HIAG), Zeitschriftenkreise wie seit 1951 der um die europafaschistische ‘Nation Europa’ , stellten sich gegen die Entnazifizierung, heroisierten die deutschen Soldaten und sucht Anknüpfungspunkte an andere, konservative Gruppen. Sie boten auch den in den Nürnberger Kriegsprozessen Verurteilten und ihren Angehörigen materielle Hilfe und Unterstützung an und versuchten so ein Netzwerk von Kontakten, Beziehungen und Strategien aufzubauen. Offene Bekenntnisse zu Nationalsozialismus wurden zwar vermieden, aber dennoch prägten diese ebenso wie faschistische Ideen ihre Weltanschauung. Schon bald entstandene Strukturen einer rechten Szene und es wurden erste organisierte Infrastrukturen geschaffen. Träger waren in erster Linie ehemalige Mitglieder der NSDAP, aber auch viele junge Menschen. Anfang der 50er Jahre entstand eine Gründungswelle rechtextremer Jugendgruppen.
Bis heute hat sich diese rechte Szene aufrecht gehalten. ‘Die Republikaner’ verstehen es wie schon zuvor in den 50er Jahren andere rechtsextreme Gruppen verstanden, sich gegnüber der kritischen Öffentlichkeit und vor allem dem Verfassungsschutz ‘verdeckt’ zu halten. Sie spielen das sogenannte ‘Bäumchen - Wechsel - Dich’ - Spiel. D.h., der Verfassungsschutz sucht nach nationalsozialistischen Texten, und Schönhuber & Co. geben sich alle Mühe, ihr Parteiprogramm von unbedachten Aüßerungen zu frei zu halten.
Die Republikaner sind keine Programmpartei, sondern eine Weltanschauungspartei. Sie glauben an die ‘Guten alten Zeiten’, an Recht und Ordnung und an den autoritären Staat. Als Feinde sehen sie den Liberalismus, die Demokratie, jeglichen Einfluß anderer Kulturen, so auch Ausländer, Asylbewerber, aber auch Arbeitsverweigerer und andere Außenseiter der Gesellschaft.
Dei Programme der REPs sind kein Indikator für innerparteiliches Meinungsbild, sondern sind ein Spiegelbild der ‘Führungsclique’, woran sich eine hierarchische und autoritäre Parteistruktur zeigt. Parteiliche Veranstaltungen sind meist keine Diskussionsveranstaltungen über Parteistrategien oder über langfristige Ziele, sondern es sind politische ‘Feierrituale’, bei denen sich die Mitglieder in rechten Idealen gegenseitig bestätigen und die rechte Mythologie preisen. Diese Mythologie hat ganz bestimmte Gesellschaftsvorstellungen und ein ganz bestimmtes Menschenbild. Dabei sind die Begriffe ‘Natur’ und ‘Volk’ von zentraler Bedeutung. Die Natur wird als von Gott gegeben gesehen, sie sei ewig und von erheblicher Bedeutung für das menschliche Zusammenleben. Aus dieser Mystifizierung lassen sich wesentliche politische Grundüberzeugungen der ‘Rechten’ erklären. Grundlegen ist für die Rechten die von der Natur vorgegebene Überlegenheit bestimmter Rassen. Darwinistische Überlegenheitsprinzipien, die Homogenität der Rassen, die Verteidigung terretorialer Besitzansprüche, das Führer-Gefolgschafts-Prinzip, sind zentrale Punkte der rechten Mythologie. Diese Ideen spiegeln sich auch auf ihrer Vorstellung von Gesellschaft wider. Nationalismus, Ethnozentrismus, die Ungleichwertigkeit der Menschen und der Kampf der Völker sind hier zentrale Begriffe. Der Begriff ‘Volk’ ist für sie nicht blos eine soziologische Kategorie, sondern ein ‘lebendiger Organismus’, der krank oder gesung sein kann, stark oder schwach, stolz oder gedemütigt. Das ‘Volk’ wird zu einem Mythos gepriesen.
Als Republikanische Werte gelten Ehre, Treue, Hingabe an einen Führer, sowie heldische Tugenden wie Wagemut und Opferbereitschaft. Die Begriffe ‘Blut und Boden’, ‘Volkstum’, ‘Heimat’ und ‘Kampf’ sind ebenso wichtige Stichwörter der rechten Weltanschauung.
Seit 1945 lassen sich sogenannte ‘Rechte Dauerthemen’ feststellen:
"Demokratie ist der geistige Grund eines ganzen Volkes,
ist die Heimaterde aller modernen Politik... Demokratie ist Idee!"
Carl von Ossietzky
1924 gründen Ossietzky und Karl Vetter die Republikanische Partei Deutschlands (RPD).
Eine der Zielsetzungen dieser Partei war der Aufbau einer Republik mit neuen Menschen, die autonom, mündig und frei sind. Als oberstes Ziel galt die radikaldemokratische Verteidigung der Republik gegen die alten Mächte aus der Kaiserzeit. Das Parteiprogramm der RPD beinhaltete folgende Punkte:
Die Republikaner sahen ihre Politik als die einzig wahre Demokratie an.
"Neue Menschen braucht die Republik, fähig zur Freiheit!"
Carl von Ossietzky
In seiner Flugschrift ‘Der Anmarsch der neuen Reformation’ proklamiert Ossietzky sein Programm für Demokratie:
"Wir müssen den Menschen schaffen, ... " - das weist darauf hin, daß Ossietzky dem Realisieren seiner Idealdemokratie ein Idealbild des Menschen voraussetzt. Der Mensch müsse ‘umerzogen’ werden in einen Menschen, der seine Entscheidungen nicht an feste Werte bindet, sondern selbständige Entscheidungen treffe. Der Mensch solle nicht mehr beeinflußbar sein, sondern sein Handeln verantwortungsbewußt vertreten. Aus dem Mensch soll ein Wesen werden, das den internationalen Aspekt als einen bedeutenden Wert anerkennt, und sich als einen Teil einer internationalen Gesellschaft ansieht.
Bekanntlich wurden diese von Ossietzky angestrebten Ideale von der Menscheheit bis zum heutigen Tage nicht erreicht. Die Menschen erfüllten die von Ossietzky gestellten Kriterien nicht, und konnten so, nach Ossietzkys Vorstellungen, keine Republikaner werden. Die Weimarer Republik war also eine Republik ohne Republikaner.
Auffallend hierbei ist die stark linke Orientierung Ossietzkys. Ein Republikaner war also jemand, der an die uneingeschränkte Demokratie glaubte, und somit auch das nötige Vertrauen in die Stärke und das Selbstbewußtsein aufbringen konnte. Ossietzky hat schließlich auch an eine volksnahe Selbstverwaltung geglaubt.
Als im Jahre 1924 Carl Vetter und Carl von Ossietzky die Republikanische Partei Deutschlands (RPD) gründeten, entsprach das Parteiprogramm in vielen Punkten einem sozialdemokratischen Konzept, ganz im Gegensatz zu den heutigen 'REPs' der 'braunen' Partei Deutschlands, rechts außen in unseren Parlamenten.
Wo in den 20ern und 30ern der Begriff für jemanden stand, der sich als Verfechter der Demokratie und -selbstverständlich - der Republik sah, versteht ein Republikaner sich heute als Anhänger einer Personenbezogenen (Gewalt- ) Herrschaft und Gegner jeglicher demokratischer Tendenzen. Wo Ossietzky einen zumindest schwer, bestenfalls gar nicht, zu beeinflußenden Menschen als Individuum anstrebte verlangt das Weltbild der REPs Linientreue und Gehorsam. Und eben dieses Weltbild ist Motor und 'Programm' für eine Weltanschauungspartei wie 'Die Republikaner' es sind - im Gegensatz zu der RPD der (vor-) nationalsozialistischen Zeit, die eine Programmpatei mit klar gesteckten Zielen war.
Wie bereits angesprochen war dieses Parteiprogramm aus sozialdemokratischen Überlegungen und Einstellungen beherrscht, so zum Beispiel Der Aufruf zum Kampf für die sozial Schwachen und zum Zusammenschluß gegen die Diktatur der Wirtschaft.
Ein Punkt des Parteiprogrammes von 1924 war jedoch nahezu identisch mit dem der heutigen REPs - ganz im Gegensatz zu allen anderen Überlegungen der beiden Ideologien - es war die Forderung nach einer Einheitsrepublik aller deutschsprachigen Länder.
Diese scheinbare Kongruenz wird jedoch wieder zerstreut, schaut man sich die Beweggründe der REPs an, die ja einen ungefähr die gleichen Gebiete einschließenden Staat erhoffen. Die heutigen Republikaner nämlich stützen sich dabei - ganz in der Tradition ihrer nationalsozialistischen Vorgänger - auf die ihrer Weltanschauung entsprechend gegebene Ungleichwertigkeit der menschlichen Rassen und die damit verbundenen Rechte des deutschen Volkes gegenüber anderer Nationen oder Völker. Da diese Volks-Ideologie sich gravierend von der Überzeugung Ossietzkys abhebt, die Menschen seien gleich und fähig zur (sozialdemokratischen) Brüderlichkeit, deshalb sei ein Einheitsstaat erforderlich, ist eine beim ersten Blick als gemeinsam aussehende Forderung 'beider' Republikaner viel eher einer der Grundlegensten Unterschiede.