»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«
Carl von Ossietzky erhielt den Friedensnobelpreis im Jahre 1936 rückwirkend für 1935. Der Friedensnobelpreis wurde durch Alfred Nobel eingeführt, der ein schwedischer Chemiker und Industrieller war. 1865 gründete er die Alfred Nobel AG. Zehn Jahre später erfand er das Dynamit und erhielt 1876 ein Patent. Diesen patentierten Stoff entwickelte er weiter zu rauchlosem Pulver. Neben der Sprengstoffentwicklung beschäftigte sich Nobel mit Elektrochemie, der Optik, der Biologie und der Physiologie. Der Nobelpreis im Allgemeinen ist eine Auszeichnung für besondere Leistungen auf den Gebieten der Naturwissenschaften, und der Medizin, sowie im Bereich der Literatur und der Erhaltung des Friedens. Die Möglichkeit den Nobelpreis zu erhalten stand für alle Menschen verschiedener Nationalitäten offen. Die Entscheidung, wer einen Friedensnobelpreis erhält, wurde von einem fünfköpfigen Ausschuss des norwegischen Storting gefällt und vom norwegischen König in Oslo verliehen. Aufgrund der Tatsache, daß mehrere Nobelpreise verliehen werden können, werden die übrigen Preise von dem schwedischen König in Stockholm verliehen. Zu Ehren Alfred Nobels werden die Nobelpreise an seinem Todestag, dem 10. Dezember, verliehen. Der Friedensnobelpreis umfasst ein Preisgeld von 280000 DM, ein Diplom, sowie eine Goldmedaille, auf deren Rückseite sämtliche Namen der Preisträger und das Jahr der Verleihung eingraviert sind. Das Preisgeld bzw sämtliche Kosten werden aus einem Konto finanziert, das testamentarisch von Alfred Nobel festgelegt wurde. Durch dieses Vermögen wurde der Preis erst möglich und seit 1901 verliehen.
Berthold Jacob und Kurt R. Grossmann schlugen Ossietzky im Namen der "Deutschen Liga" 1934 erstmals für den Friedensnobelpreis vor. Damit wurde der Grundstein für die Friedensnobelpreiskampagne gelegt. Die Befürworter begründeten ihren Vorschlag mit seinem pazifistischen Engagement, sowie auf seinen literarischen Werken. Jedoch stand die Befreiung Carl von Ossietzkys, aufgrund der von den Nazis ausgehenden Gefahr der Tötung Ossietzkys, im Vordergrund. Die Nationalsozialisten würden es nicht wagen einen in der gesamten Welt anerkannten Mann hinzurichten.
1934 starteten die oben genannten Freunde von Ossietzky die Friedensnobelpreiskampagne, indem sie ihn für diesen vorschlugen. Der eingeschlagene Weg, die Kampagne öffentlich zu veranstalten, verursachte eine Zweiteilung der Befürworter. Die Emigranten hatten sich von dieser Aktion die Befreiung von Carl von Ossietzky versprochen und berücksichtigten nicht die Möglichkeit, dass die Nationalsozialisten dies als Angriff auf ihre Politik sehen könnten.
Andererseits hatten Freunde aus Paris, wie Hilde Walter und Hellmut von Gerlach, die Befürchtung, dass der Häftling durch diese Aktion zu Schaden kommen würde. Sie baten einige im Ausland lebenden Persönlichkeiten, wie z.B. Albert Einstein, Rudolf Olden und Ernst Toller, die einen gewissen Einfluss auf das NS-Regime hatten, diesen gelten zu lassen. Sie organisierten Geldsammlungen und versuchten auf karitativem Weg zu helfen.
Das Problem jedoch bestand darin, dass die Antragsfrist für 1934 bereits vier Monate verstrichen war und die deutsche Liga kein Recht für eine Nominierung besaß. Ossietzky musste entweder von dem internationalen Gerichtshof in Den Haag, oder dem Internationalen Friedensbüro, oder auch dem nationalen Parlament und der Regierung nominiert werden. Ebenso das Institut für internationales Recht, die Universitätsprofessoren für Politk, Jura, Geschichte und Philosophie sprachen eine Befürwortung aus. Doch letztendlich lag die Entscheidung bei dem Nobelpreiskomitee.
Im Jahre 1934 bekam Premierminister Henderson den Friedensnobelpreis. Diese Enttäuschung war jedoch nicht so groß, dass die Freunde Ossietzkys sich entmutigen ließen. Diese Niederlage spornte sie eher noch an, im nächsten Jahr die Nominierung durchzusetzen. Um diese zu erreichen versuchten sie viele berühmte Persönlichkeiten für ihre Aktion zu gewinnen. Durch die Befürwortung von verschiedenen Politikern, Filmstars, Schriftstellern und Nobelpreisträgern geriet die nationalsozialistische Regierung unter Druck.
Als Mitglied der nationalsozialistische Regierung sah Göring, daß die Kampagne keineswegs eine zu vernachlässigende Einrichtung ist. Aufgrund dieser Tatsache, veranlasste Göring den Lagerarzt ein gesundheitliches Gutachten von Ossietzky zu erstellen. Dieser begutachtete Ossietzky als voll arbeitsfähig und dessen Gesundheitszustand als gut durchschnittlich. Göring erhoffte sich dadurch eine Schwächung der Friedensnobelpreiskamagne. Jedoch wurde Göring mit der Zeit immer stärker durch Anfragen über Ossietzky bedrängt. Es war offensichtlich, dass Göring sich Sorgen um die Existenz der Nation machte, da er einen Kandidaten namens Thomas Marsaryks unterstützte. Das Nobelpreiskomitee wagte sich allerdings nicht Marsaryks, aufgrund des internationalen Rückhalts den Ossietzky hatte, den Friedensnobelpreis zu verleihen. Deswegen wurde der Friedensnobelpreis 1935 nicht verliehen. Ein Freund Ossietzkys, der besonders darunter gelitten hat, war Kurt Tucholsky. Beide haben über Jahre die Weltbühne zusammen herausgegeben, bevor Tucholsky nach Schweden emigrierte. Tucholsky fühlte sich für Ossietzky besonders verantwortlich, da er ihm geraten hatte in Deutschland zu bleiben. Diese Nicht-Verleihung des Friedensnobelpreises an Ossietzky war unteranderem ein Grund, warum sich Tucholsky sein Leben nahm.