»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«
Der didaktische Grundansatz des Faches Kunst, d.h. das Arbeiten mit Kopf und Hand durch wissenschaftpropädeutische Orientierung einerseits und kreativ-sinnliche Auseinandersetzung andererseits leistet einen wesentlichen Beitrag zur Allgemein- und Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen.
Denn wenn man zugesteht, dass Schule nicht nur Verwertungswissen liefern und fördern soll, dann kommt gerade dem praktisch-kreativen Anteil des Faches besondere Bedeutung zu, indem Fertigkeiten und Fähigkeiten gefordert/gefördert werden, wie es in dieser speziellen Form in anderen Fächern und Lernbereichen nicht so gegeben ist.
Gerade von Schülerseite werden die Bedeutung und der Wert ästhetischer Praxis und das Bedürfnis nach verstärkter Förderung immer wieder betont und gewünscht. Ein konkreter Beleg hierfür ist z.B. die Tatsache, dass viele Schülerinnen und Schüler bereit sind, auch außerhalb der regulären Unterrichtsstunden, am Nachmittag und in Freistunden die begonnenen praktischen Arbeiten fortzusetzen. Dies verdeutlicht auf der anderen Seite aber auch das Problem, dass für aufwendigere praktische Aneignungsformen die vorgegebenen Unterrichtsstunden mit ihrem standardisierten Zeittakt nicht ausreichen.
Und längst zeigen auch die Anforderungskriterien von Industrie und Wirtschaft, dass es in zukünftigen Karrieren neben einem soliden Fachwissen immer mehr auch auf die Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz ankommt. Daher bietet das Modell der Schwerpunktgruppen mit der entsprechenden Erweiterung des unterrichtlichen Zeitrahmens für diese Formen modernen Lernens eine sinnvolle organisatorische Ausgangsbasis.
In Anbetracht auch der Kürzung von Kunststunden und der Tendenz durch die neue Oberstufenreform das Fach verstärkt zum Nebenfach zu degradieren, erscheint es besonders wichtig, hier auch unter allgemeinpädagogischen Zielsetzungen dem entgegenzuwirken. Dazu kommt, dass der kompensatorischen Aufgabe der Jahrgangsstufe E 1 und E 2 (11) in besonderer Weise Rechnung getragen werden kann. Vor allem, weil die Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule nicht nur aus verschiedenen Klassen einer Schule, sondern auch aus verschiedenen Schulen eines größeren Zugangsbereiches kommen, also auch divergierende Voraussetzungen mitbringen, was zwangsläufig zu heterogenen Klassen bzw. Lerngruppen führt. Das Erfassen von Schülerinnen und Schülern mit einer gemeinsamen spezifischen Motivation z.B. in einer musischen Schwerpunktgruppe (zusammen mit dem Fach Musik) kann somit ebenso zur Herausbildung einer homogenen Lerngruppe führen, in der es auch eher zum erfolgreichen Abbau von Unsicherheiten und Fremdheiten in einer neuen Schulwirklichkeit kommen kann.
Die Bildung einer Schwerpunktgruppe eröffnet die Chance zur Erprobung einer alternativen Unterrichts- und Organisationsstruktur.
Die Einwahl ist für die Schülerinnen und Schüler vorgesehen, die für dieses Fach eine besondere Motivation und entsprechendes Interesse aufweisen, sowie sehr gute bis gute Voraussetzungen aus der Mittelstufe mitbringen. Das setzt unter anderem auch das Einverständnis zur erhöhten Pflichtstundenzahl von 2 auf 3 Unterrichtsstunden voraus. Darüber hinaus wird diesen Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an einer Kunst-AG empfohlen, die z.B. jede zweite Woche mit 2 Unterrichtsstunden am Nachmittag stattfinden kann. Schwerpunktmäßig wird hier praktisch gearbeitet. Organisatorisch wird die Arbeitsgemeinschaft vom Stundenplan her an den vorangegangenen Kunstunterricht anknüpfen, was im Idealfall bedeutet, dass von der 6. bis zur 8. Stunde ein Blockunterricht stattfindet. Dieser erweiterte zeitliche Rahmen führt zu einigen Vorteilen wie z.B.:
Grundsätzlich muss jedoch festgehalten werden, dass mit dieser Schwerpunktgruppe kein Kunstleistungsvorkurs intendiert ist, selbst wenn die Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise für das Leistungsfach motiviert werden können und sollen. Unbenommen bleibt auch, dass sich die Schülerinnen und Schüler anderer Klassen/Kurse nach der Jahrgangsstufe E 1 / E 2 (11) in den Leistungskurs "Kunst" einwählen können. Die didaktisch-methodische Vorgehensweise und die Einführung in die Fachinhalte müssen, im Sinne der Chancengleichheit, in allen Klassen/Kursen in vergleichbarer Weise gegeben sein.