»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«

16.5. Theateraufführung "Verbrennungen"

Zerrissene Lebenswege, brennende Fragen – „die Zeit läuft wie eine Verrückte!“

Kulturtage Klarenthal mit „VERBRENNUNGEN“ von Wajdi Mouawad an der Ossietzky-Schule

Theater- und Chor-AG der Carl-von-Ossietzky-Schule wagten sich wieder einmal an ein Stück jenseits gewohnter oder gar gemütlicher Repertoirewege. Das 2003 entstandene Bühnenwerk Mouawads führt die Zuschauer in eine Welt voller Gewalt, Hass und Widersprüche – aber auch in eine Welt der Fragen und einer überdauernden Liebe in schwierigen Zeiten.

Die Welt des Nahen Ostens ist Hintergrund der Handlung, welche der in Kanada und Frankreich verortete Libanese Mouawad (1968 geboren, 1976 mit der Familie ausgewandert)  wortmächtig entfaltet. Vor schwarz verhängtem Hintergrund mit sprichwörtlich steiniger Dekoration und wenigen Bildern entwickeln die jungen Schauspieler an der CvO eine sehr dringliche Handlung, die keineswegs zum üblichen Wohlgefallen oder „gutem Ende“ führen kann. Eindringlich auch die schauspielerische Präsenz von Marline Schwarz (nach einem Unfall auf Krücken spielend!) als Nawal bzw. Mutter, welche im Krieg terrorisiert und vergewaltigt wird. Diese „tote Mutter“ ist in Gegenwart und Vergangenheit präsent, sie ist diejenige, welche durch Texte noch nach Jahren mit der Gegenwart interagiert und ihre Kinder per Testament auf eine Reise schickt. Frederike Ickler und Leonhard Linzer als  Zwillingskinder Jeanne und Simon beginnen auf ganz unterschiedlichem Weg diese Reise in eine Vergangenheit des Krieges und in eine Suche der eigenen Wurzeln, begegnen alten und neuen Bekannten – gleichzeitig tauchen auch die sogenannten letzten Fragen auf. Immer wieder erschaudert der Zuschauer, wenn die uns aus der Berichterstattung über das ferne Syrien, die Ostukraine  usw. sattsam bekannten Söldner- und Gewaltbilder auf die Bühne „überspringen“ (Johannes Rudi und Paul Lutz als erschreckende  Soldateska). Menschen werden ermordet bzw. „verbrannt“, innerlich und äußerlich. Wie können diese inneren Wunden heilen …? In der letzten Szene wird nur noch dem Schweigen zugehört!

Das spannende Theaterstück Mouawads stellt somit sowohl an die Theatergruppe als auch an den gefüllten Saal viele Aufgaben und Fragen, gibt aber auch verstörende Antworten. Zeit- und Handlungsebenen verschmelzen teilweise förmlich, wozu auch die von Werner Langenstein mit seinen Musikern (Dora Matosic, Felicia Schmidt, Sina Dollak, Nicole Martens) einstudierte Begleitung mit Splittern aus Werken von Satie und Webern kongenial beiträgt. Den Theater-AG-Leiterinnen Minette Dorband und Anne Hein gebührt hoher Respekt für die Anleitung der Proben, sie berichteten von einer intensiven Arbeit und Entwicklung der Gruppe, die zu einer geschlossenen Gesamtleistung führte.

Die über zweistündige Aufführung  bekam großen Applaus. Schulleiter Niko Lamprecht überreichte die traditionellen Dankesrosen und betonte die Durchhaltekraft des Ensembles, welches so beindruckend – und zum Schulprofil passend-  brennende Zeitfragen präsentiert habe. Der nachfolgend von Heidi Meisberger eröffnete und fleißig besuchte Empfang durch den „Dachverband Klarenthal“ wurde für Nachgespräche, Kontakte und weitere Fragen genutzt. Viele anwesende Gäste (u.a. Staatssekretär Ingmar Jung vom HMWK, MdL Astrid Wallmann und Magistratsmitglied Helmut Nehrbaß) zeigten sich im Nachgespräch durchgehend beeindruckt von Geist und Atmosphäre der Aufführung.

Fotos: Walter Praetorius

Foto 1: Umjubelte Theatercrew nach der Aufführung

Foto 2: Johannes Rudi als Soldat, Einbruch des Schreckens

Foto 3: Nawab (Marline Schwarz) und Wahab (Kevin Czarnota) als Paar

 

Presseberichte: 

http://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/ossietzky-schule-eroeffnet-das-programm-der-kulturtage-klarenthal_17905372.htm 

 http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/ossietzky-schule-eroeffnet-das-programm-der-kulturtage-klarenthal_17905372.htm 

Erstellt am 21. Mai 2017
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