»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«

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Tagebücher

Ein ganz normaler Tag in Moskau. Na gut, denke ich, werfe die Münze ein und laufe rechts vorbei, zack und die Sperren schnellen hervor. Zu! Aber da packt mich schon eine Hand am Kragen und zieht mich links durch die Öffnung. Ganz verwundert will ich mich umdrehen, ein Stumpen von hinten, ein großer Schritt nach vorne, und schon stehe ich auf der Rolltreppe. Da heißt gestanden habe ich erst, nachdem ich einen älteren Mann anrempelte, da ich meine Balance auf der rasend-schnellen, in die Tiefe sausenden Rolltreppe wieder finden mußte. Während sich Christina vor Lachen nur so bog, versuchte ich, so gut es ging, mich mit Schulterzuckern und Lächeln zu entschuldigen, schon wurde ich von gut und gerne einem Dutzend Russen die Rolltreppe hinunter getrieben.

Ich stand links!

Während Elke mir von rechts das Datum ins Ohr flüstert und Ard, links von mir, eine seiner typischen Bemerkungen dazu losläßt, schießen mir noch meine ersten Moskauer Erlebnisse durch den Kopf.  Derweil sthet Nadjeschda Iwanowna vor mir und scheibt wie besessen auf der schönen großen Tafel herum. Ich schaue heraus; dunkel, windig, kalt, alles sehr ungemütlich... und jetzt das Gedicht, natürlich na-izust. Ja, wie war das doch gleich, fährt es uns dreien durch den Kopf, hmh.

Auch das geht herum. Mit viel Stottern und viel Buch bekommt dann doch jeder seinen molodec; und gleich darauf geht es weiter mit dem Schulweg, und, wieder ein Problem!
Krampfhaft versuche ich mich an den Vokabeln, die ich doch gestern Nacht in der U-Bahn versucht habe zu lernen, zu erinnern. Also "U-Bahn " weiß ich noch, aber Ard hat es schließlich noch schwerer, er muß ihr seine Fahrt mit dem "Bus" auch noch erklären. Und Elke wohnt ja sowieso auf ´ner U-Bahn-Station. diskret übersieht Nadjeschda Iwanowna unsere mündlichen Hausaufgaben und setzt noch ein molodec hinzu. Das Klingelzeichen schafft endlich die langersehnte halbstündige Pause.

Erst Christina, dann Anja, Lena, also heute Nadja. So sitzen, liegen oder stehen wir bei Nadja herum und ver-unterhalten uns den Nachmittag.  Für den Abend wurden uns Karten für ein Orgelkonzert besorgt (Beziehungen : Lena´s Vater Arbeitskollegenvater´s Freund, der Theaterdirektoren kennt.)  Nach dann zweistündigem schönstem Orgelkonzert verlassen Ard und ich unsere Plätze. Unten an der Garderobe stehen schon Anja und Lena, die uns beide abholen. Im Gemenge verabschieden sich Ard und Anja, und ich laufe mit Lena die Straßen hin und her. So nebenbei erzählt sie mir, daß Christina schon längst nach Hause gefahren ist, weil es ihr zu spät war, und sie noch ein Referat machen mußte, und ich jetzt auch bei Lena schlafe. Es regnet oder schneit (das läßt sich in Moskau nie so genau ausmachen) auf uns beide harab. Der Wasserspiegel in meinen Schuhen steigt bis zum Überlauf. Vor dem Bolsoj-Theater finden wir auch gleich Mara und Katti, die dort ein Ballet besuchten (Beziehungen !!!)

Tja, ... damit ist der Abend noch nicht vorbei, das wichtigste kommet erst jetzt. Kaum, daß wir drei bei Lena angekommen, so steht die Mutter auch schon am Herd und kocht für Katti und mich noch ordentlich viel Essen. Die Protestrufe, daß wir beide gar keinen Hunger haben und es schon kurz vor Mitternacht ist, werden nicht beachtet. Die Feilscherei um jeden Happen Essen beginnt. Freundlich, wie man ist, ißt man den Teller leer; und schwupp der Nachschlag kommt. Ein liebes Lächeln von der Mutter, und von ... vollgestopft, nach dem Nachtisch, begebe ich mich in´s Bett. Grinsend kommt mir schon Katti entgegen, ein Teller Plätzchen, Schokolade, andere Süssigkeiten und Fruchtsaft stehen neben dem Bett. Und das ganze zweimal. Lachend über die immer liebgemeinte Gastfreundschaft schmeiße ich mich in das Bett und entscheide mich, statt noch Russisch-Vokalbeln zu lernen und den Literatur-Text zu lesen, für´s Schlafen. Was macht man auch sonst in Moskau nachts um ein Uhr!

Schülerin K.W.

 

Die Metro

Während unserer zweiwöchigen Moskau-Reise im März 96 lernten wir nach und nach das alte, aber bewährte und für Touristen sehr beeindruckende Metronetz der Hauptstadt der GUS kennen.  Es entstand in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts, wurde nach und nach mit dem Bevölkerungszuwachs der Stadt vergrößert und ist heute das wichtigste Transportmittel der Moskauer neben dem Auto. Pro Tag werden ca. 9 Mio. Menschen transportiert. Während des zweiten Weltkriegs wurden die Metrostationen und - schächte als Versteck für Waffen, Geheimpläne, nationale Schätze und Reichtümer benutzt. Darum wurde zu Zeiten der Sowjetunion des Fotografieverbot in der Metro von der Miliz strengstens überwacht, "damit sich der Feind keinen Plan erstellen könne". Inzwischen ist dieses aufgehoben und die Metro dient jedermann zur Fortbewegung.

Es gibt über 100 Metrostationen, wovon allein 35 Stationen innerhalb des Metroringes liegen, der den Zentrum der Stadt mit dem Kreml als Mittelpunkt begrenzt. Teilweise sind zwei oder drei Stationen durch Übergänge miteinander verbunden, die meist von Menschen überfüllt sind. Jede Metro-Linie fährt ca. jede Minute und dennoch sind sie, v.a. zu den Stoßzeiten mittags und abens immer überfüllt. So passierte es uns leider einmal, da wir ohne unsere russischen Gastschüler unterwegs waren, daß die Metro zu voll war, um hinauszugelangen. So mußten wir leider fast bis zur Endstation fahren, um dann mit der entgegengesetzten Linie zurückzufahren. Aber dennoch hat uns das Metrofahren, wohl auch aufgrund der Herausforderung des Stationenlesens bzw.- verstehens, immer ziemlich viel Spaß gemacht.