»Man kann nicht kämpfen, wenn die Hose voller ist als das Herz.«
Fels in der Brandung statt Hamster im Rad
Schülerinnen und Schüler zu Tagen der Orientierung in der Abtei Marienstatt
Wie gelingt es mir, schulische und private turbulente Zeiten unbeschadet zu überstehen und sogar gestärkt daraus hervorzugehen? Über welche Kraftquellen und Ressourcen verfüge ich schon, welche neuen Angebote und Übungen können mich unterstützen? Wie entwickele ich innere Stärke, und was hilft mir dabei?
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der Tage der Orientierung, einem Angebot der Schulseelsorge der Carl-von-Ossietzky-Schule in Wiesbaden, an dem 12 Schülerinnen und Schüler aus der E-Phase (11. Klasse) und der Q2 (12. Klasse) vom 04.-06.07.2024 in der Abtei Marienstatt (Westerwald) teilgenommen haben.
Unter der Leitung von Schulpfarrer und Schulseelsorger Stephan Da Re und Oberstudienrätin Anna-Maria Frey lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Strategien kennen, die ihnen helfen, in Krisen und in Zeiten großer Beanspruchung widerstandsfähig zu sein und schwierige Herausforderungen zu bewältigen. Besonders im schulischen Alltag bedeutet das: trotz hoher Anforderungen, komplexer Arbeitsaufträge und ständigen Drucks kraftvoll, klar und wirksam zu bleiben. Dabei seien es nicht nur die schulischen Anforderungen, die jungen Menschen zusetzten. "Häufig sind es auch familiäre Probleme, aber auch die vielen gleichzeitig verlaufenden Krisen in unserer Welt, die ihnen zu schaffen machen", so Da Re. Umso wichtiger seien Begegnung und Begleitung im (schulischen) Alltag, aber auch im Rahmen von Tagen der Orientierung, einem klassischen Angebot der Evangelischen schulbezogenen Kinder- und Jugendarbeit.
Neben der Auseinandersetzung mit der eigenen Person wurden im Rahmen der Tagung Methoden und Entspannungstechniken wie Fantasiereisen und Achtsamkeitsübungen vorgestellt, die in die eigene Arbeit und den eigenen Alltag integriert werden können. Eine klare Struktur, regelmäßige Impulse sowie Freiraum für Selbstreflexion, aber auch ein Spieleabend und das Public Viewing der EM, rundeten das Programm ab.
Der Tagungsort, das Zisterzienser-Kloster Marienstatt im Westerwald, erwies sich als besonderer, spiritueller Ort. In der Begegnung mit dem Ort, an dem seit über 800 Jahren (mit einer kurzen Unterbrechung) Mönche beten und arbeiten, und der Natur erlebten die jungen Erwachsenen Stärkung für Leib und Seele. Als ganz besondere Erfahrung erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Stundengebete in lateinischer Sprache in der Abteikirche, aber auch die Klosterführung mit Pater Domenikus, der u.a. einen Einblick in die Bibliothek mit ihren 120.000 Büchern bot, die auch den Namen "Waffenkammer" trage. "Die Freundlichkeit und die Zugewandtheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - ob im Büro, in der Küche oder unter den Mönchen - haben mich tief beeindruckt. Hier kann man lernen, was es heißt, mit sich selbst im Einklang zu sein - trotz aller Krisen und Herausforderungen, die es hier auch gibt", so Da Re.
So seien die Tage der Orientierung ein Beitrag, um Gesundheit, Leistungsfähigkeit und natürliche Widerstandskraft gegenüber belastenden Situationen (Resilienz) zu steigern und aus jenen Situationen sogar noch einen persönlichen Nutzen ziehen zu können. Gleichzeitig sei allen klar gewesen, dass dies nur der Anfang eines persönlichen Übungsweges sein könne. Gut gelaunt und mit vielen Eindrücken fuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder nach Hause. „Gönne dich dir selbst“ – dieses Motto von Bernhard von Clairvaux stehe für alle wie eine Überschrift über der kommenden Zeit.